Inklusion

„Katzenmusik“ mit Schaufel und Fliesen

TweelbäkeWie klingt eine Spatenschaufel? Welche Klänge lassen sich mit den Spiralfedern eines Autos erzeugen? Wie hören sich Fliesen an? Und wie kann daraus ein Musikstück werden? Um diese Fragen zu klären und um neue musikalische Erfahrungen zu sammeln, nahm die Klasse 5c der Förderschule Borchersweg jüngst am Projekt „Zeitgenössische Musik in der Schule“ teil. Es ermöglichte den Schülern, die vorwiegend körperliche und motorische Handicaps haben, gemeinsam mit Profimusiker Axel Fries, Leiter des „Schlagwerks Nordwest“ und Dozent an der Uni-Oldenburg im Fachbereich Musik, zu musizieren.

Gefördert wurde das Projekt von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Kultusministerium, darum hatte sich Musiklehrerin Yvonne Sturm beworben. Sie erhielt den Zuschlag – und so kam Axel Fries mit seinem Workshop „Katzenmusik“ in die Schule. „Durch seine Persönlichkeit und sein musikalisches Konzept hat Axel Fries die Schülerinnen und Schüler stark angesprochen“, erzählt Yvonne Sturm.

Eine Woche lang arbeiteten die Mädchen und Jungen je zwei Unterrichtsstunden mit Fries, erprobten etwa die Klangeigenschaften der „Instrumente“ (Tontöpfe, Metallfederungen, Schaufeln, Holzlatten) bei unterschiedlichen Anschlagtechniken. Daraus entwickelte Fries eine sogenannte Matrix. In ihr wurde die Spielweise und der Zeitpunkt des Einsatzes jedes Schülers festgelegt. Im Laufe der Woche entstanden so zwei Musikstücke, in denen sich Metall und Holz klanglich verdichteten – teilweise metrisch gebunden, teilweise als Klangcollage. „Dafür war eine Höchstleistung an Konzentration und Aufmerksamkeit der Schüler nötig“, sagt Schulleiter Stefan Völkel und lobt: „Die Schülerinnen und Schüler sind zum Teil über sich hinausgewachsen.“

Das Resümee der Klassenlehrerin Conny Bergmann über die Projektwoche fiel ebenso positiv aus: „Das tägliche Musizieren hat das Selbstbewusstsein jedes Schülers erhöht, zudem das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt.“

Und auch Axel Fries zeigte sich nach dem Projekt, das mit einer Aufführung im Forum der Schule endete, sehr angetan: „Es war für mich das erste Projekt in einer Förderschule“, so der Musiker, „und ich war begeistert vom Engagement, von der Freude und der Individualität der Schüler.“

Am 16. und 17. Februar findet nun eine große Abschlussveranstaltung aller geförderten Projekte in Lüneburg statt, bei dem natürlich auch die 5c dabei sein möchte, um ihre Stücke den anderen Schulen vorzuspielen.

NWZ 8.1.2013

Musik auf Spatenschaufeln und Holzstücken: Felix und Paul (vorne, von links) schlagen gemeinsam mit Lehrerin Conny Bergmann den Rhythmus.  Bild: Schule

Den Takt gibt Musiker Axel Fries vor.